Sie haben uns…ein Denkmal gebaut

Ich arbeite in Hamburg St Pauli, nicht weit vom stadtteilherausragenden Bismarck Denkmal. Das Denkmal erscheint deshalb so erhaben, weil es auf einem künstlich erzeugten Hügel angelegt ist und noch dazu einen großen Sockel hat, damit die Statue noch höher und eindrucksvoller wirkt. Vor kurzem habe ich erfahren, dass unter dem Hügel ein NS Bunker gebaut ist, der noch viel historisches Material und faschistische Propaganda enthält.

Auch ohne den Bezug zum Bunker, steht das Denkmal arg in der Kritik, da Bismarck unter genauerer Betrachtung nach den heutigen Maßstäben doch nicht mehr der feine Kerl war, dem eine solche Statue gebührt.

Und so sehen wir in diesen Tagen in der ganzen Welt, wie Statuen wieder abgebaut, Straßennamen doch nochmal umbenannt und Institute neu getauft werden. Dass sich Meinungen und Weltanschauungen ändern können, das kennen wir alle. Auch das ist nicht immer schlecht. Ich bin z.B. sehr froh, dass ich meinen einstigen Traumberuf als Kind nochmal hinterfragt habe (ich wollte Geschenke bei Douglas einpacken, den ganzen Tag am liebsten).

Und ja, bei Jobwünschen, Frisuren oder Lieblingsfarben erlauben wir uns diese Meinungsänderung irgendwie ab und an mal. Bei unserer Idee über Helden oder Verbrechern glauben wir allerdings, wir haben die absolute Wahrheit gefressen und sind nicht bereit davon abzurücken. Wir fangen sogar an, die Meinung zu verteidigen.

Kann es sein, dass sich unsere Weltanschauung über wirkliche Helden und alleinige Verbrecher auch ändern kann? Und was verändert eigentlich eine Meinung?

Für mich war es interessant zu lernen, dass es eine Entscheidung sein kann, mehrere Standpunkte als meine eigenen in Betracht zu ziehen. Und ich bemerkte, dass es nicht bedeutete, dass man den alten Standpunkt komplett aufgeben muss. Es eröffnete mir nur die Möglichkeit, unter den vielen Standpunkten einen noch viel „hilfreicheren“ zu entdecken. Einen, der mich dann doch noch weiterbringen kann.

Eins kann ich an dieser Stelle aber schon mal sagen: Was mir nicht geholfen hat war, mich zu verdammen fürs Umdenken. Schau in die Welt, und es ist genau das, was wir miteinander machen. Manchmal wissen wir einfach gar nicht mehr, warum wir einst für eine Meinung gekämpft haben, die sich heute nicht mehr richtig anfühlt. Vielleicht haben wir mehr Information als vorher, oder etwas dazugelernt, so dass der alte Standpunkt für uns nicht mehr hilfreich ist. Ist es dann Zeit für Strafe oder Verurteilung? Einen der treffendsten Sprüche, die ich mal gehört habe ist „when you know better you do better“. Es macht wahrhaftig deutlich, dass es um Entwicklung geht und um Verantwortung, nicht um Bestrafung. Dies gilt für mich, für Bismarck und auch für den Verbrecher aus der Zeitung.

Ich glaube, wir würden mit gutem Beispiel vorangehen, wenn wir die Bereitschaft, zu hinterfragen, wertschätzen können. „Ich könnte falsch liegen“ ist ein sehr mutiger Zustand.  Und es ist verletzlich von unserem so „richtigen“ Standpunkt mal einen Moment Abstand zu bekommen.

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Die Wahrheit ist durch den Standpunkt bedingt, von dem aus sie betrachtet wird.

Harry Palmer, Autor dr Avatar Unterlagen
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